(Berufs-)Anerkennung in Österreich
28 % der migrantischen Erwerbstätigen fühlen sich in ihrem Tätigkeitsbereich dequalifiziert. Das heißt, sie arbeiten unter ihrem Ausbildungsniveau. Das gilt für 25 % der Migranten und sogar 32 % der Migrantinnen. Der nicht ausbildungsadäquate Einsatz von MigrantInnen hat negative soziale und wirtschaftliche Folgen, da die Personen weniger verdienen, dadurch weniger Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erlangen und im Alter aufgrund ihrer geringen Pensionshöhe stark armutsgefährdet sind. Die psychosozialen Folgen sind Frustration, Scham und das Gefühl, diskriminiert zu werden.
Die Stelle ENIC NARIC Austria im Wissenschaftsministerium bewertet z.B. ausländische Hochschulabschlüsse: die Anzahl der Bewertungen erhöhte sich von 2011 auf 2014 von 1713 auf 4098 österreichweit.
Zugleich besteht in bestimmten Teilen der Wirtschaft ein Fachkräftemangel, wo Personen mit international erworbenen Qualifikationen sehr interessant sein könnten.
Dieser kritische Befund findet sich in zahlreichen Strategiepapieren im Integrations-, Bildungs-, Wirtschafts- und Arbeitsmarktbereich: Die verbesserte Anerkennung ist daher breitester gesellschaftspolitischer Konsens.
Projekt Anerkannt! 2016
Das Projekt „Anerkannt! 2016“, das vom Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres gefördert wird, engagiert sich
- für den ausbildungsadäquaten Berufseinsatz von MigrantInnen, insbesondere auch Frauen;
- trägt zu strukturellen Verbesserungen in der Anerkennungslandschaft bei;
- fördert das Interesse an migrantischen Kompetenzen und deren beruflicher Verwertbarkeit;
- engagiert sich für eine respektvolle „Anerkennungskultur“ gerade in Zeiten sehr hoher Migrations- und Fluchtbewegungen.
Mit PartnerInnen auf der Bundes-, Landes- (Steiermark, Kärnten, Burgenland) sowie der Grazer Stadtteilebene setzt Anerkannt! 2016 Maßnahmen zum Abbau struktureller Barrieren bei der Anerkennung von international erworbenen Qualifikationen.
Der Fokus von Anerkannt! 2016 liegt auf der Arbeit mit MultiplikatorInnen wie Fraueneinrichtungen, GemeinwesenarbeiterInnen, SozialpartnerInnen sowie auf potentielle ArbeitgeberInnen wie Klein- und Mittelbetriebe.
Eine weitere Zielgruppe bilden MigrantInnen, die einen Bedarf an Anerkennungsdienstleistungen haben: Drittstaatsangehörige, Asylberechtigte, subsidiär Schutzberechtigte oder EU-BürgerInnen sollen ihre international erworbenen Kompetenzen entsprechend gut am österreichischen Arbeitsmarkt verwerten können, auch angesichts des bestehenden Fachkräftemangels
Die Validierung informell / non-formal erworbener Kompetenzen wird mitbearbeitet.
Geplante Maßnahmen
Anerkannt! 2016 bietet Fraueneinrichtungen in der Steiermark, in Kärnten und im Burgenland einen systematischen Kompetenzausbau mittels spezifischer Workshops.
Eine Online-Befragung bei Klein- und Mittelbetrieben und regional gestreute Betriebsbesuche in der Steiermark finden für die Erforschung der Bedarfe und zum Know-how-Aufbau bei der Etablierung von diversitätsorientiertem Recruiting statt um den bestehenden Fachkräftemangel entgegenzusteuern .
MultiplikatorInnen aus der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit werden sensibilisiert. Niederschwellige Interventionen im öffentlichen Raum in den Grazer Bezirken Lend, Gries und Eggenberg, die von einem hohen MigrantInnenanteil gekennzeichnet sind, machen die Anerkennungsmöglichkeiten bekannt.
Zur Gewährleistung einer konstruktiven Anerkennungskultur für die österreichische Gesamtgesellschaft wird die Öffentlichkeit durch zielgruppenspezifisch angepasste, kreative Öffentlichkeitsarbeitsmaßnahmen wie Filme, Fotodokumentationen, Beiträgen in den sozialen Medien und auf der eigenen Anerkannt!-Website und durch Berichterstattung in den Medien informiert.
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